Amon Amarth

Interview Mit Johan Hegg (Gesang)/ 12. August  2005 
Fragen von by Twilightheart

Zu eurer Information: Das Interview wurde spontan auf dem Party San Open Air (August 2005) gemacht, denn als Amon Amarth neben Wiebke und mir (=Twi) im Backstagezelt saßen, dachten wir, es wäre eine Sünde, sie NICHT zu fragen und die Chance auf ein Gespräch verstreichen zu lassen. Also machten wir Zeit- und Treffpunkt aus, und ich traf mich mit Johan Hegg im Amon Amarth-Tourbus (der wegen der Klimaanlage super war, denn es war heiß draußen). Und natürlich hatte ich keine Zeit Fragen vorzubereiten…somit ist dies ein spontanes Gespräch von Angesicht zu Angesicht…erwartet also keine Interview-Kunst. ;-)

Twi (=Twilightheart): Du warst ein bisschen skeptisch als ich Dich nach einem Interview fragte. Gibst Du keine Interviews mehr für kleine Online-Magazine?

J (=Johan): Nein nein, ich war nicht skeptisch. Wir machen niemals wirklich viele, aber noch, du weißt, keiner möchte wirklich gerne Interviews machen. Wir haben später auch noch eine Autogrammstunde und so. Du sitz immer herum und wartest darauf, dass etwas passiert, und dann passiert alles auf einmal.

Twi: Seid ihr gestern angekommen?

J: Yeah.

Twi: Könnt ihr das ganze Festival hier bleiben?

J: Nein, wir werden es morgen wieder fahren.

Twi: Also kannst du dir heute ein paar Bands ansehen?

J: Nein, weil du nicht auf die Bühne gehen kannst (vom Backstage- Bereich aus), ohne bemerkt zu werden. Also nehme ich es gelassen und konzentriere mich auf unsere Show.

Twi: Und trinkst ein Bier…

J: Yeah, vielleicht ein oder zwei…

Twi: Ist es euer erstes Mal auf dem Party San?

J: Nein, es ist schon das dritte Mal.

Twi: Oh! Und…wie findest du diese kleinen Festivals?

J: Es ist gut. Ich meine, es ist seit unserem letzten Auftritt größer geworden. Als wir das erste Mal auf dem Party San waren, war es wirklich klein. Die Bühne war klein, und es war noch nicht mal an diesem Ort. Sie fragten uns, ob wir wieder hier spielen würden. Und nun spielen wir wieder hier. Es ist nun größer und besser organisiert.

Twi: Ist es möglich, dass ihr in Deutschland berühmter seid als in Schweden?

J: Ja, ich denke mal. Deutschland, das Zentrum Europas, aber mittlerweile auch Österreich und Frankreich.

Twi: Ich weiß nicht, ob du es gelesen hast. Aber einige Fans schienen ein wenig negativ überrascht über euer neues Album, weil es progressiver als das letzte ist. 

J: Aber es ist keine große Veränderung, wenn du es mit den vorherigen Veröffentlichungen vergleichst. Das Album ist ein bisschen mehr…ich würde nicht sagen progressiv, aber es hat mehr Melodien und Harmonien. Und vielleicht langsamere und dunklere Songs.

Twi: Und wo kommt dieser Wandel her?

J: Weiß Du, wir planen niemals im Voraus. Wir sagen niemals: „Okay, dieses Album soll so sein.“ Wir schreiben die besten Songs, die wir in dem Moment kreieren können. Und die kommen halt auf das Album.

Twi: Seid ihr zurzeit auf Tour? Oder seid ihr nur für das Festival gekommen?

J: Es ist eine kleine Tour, yeah. Wir machen diese Show hier und dann ein paar kleine zum Beispiel in Holland und Belgien. Und dann am 16. werden wir eine DVD in Köln aufnehmen.

Twi: Nur ein Live-Auftritt auf DVD?

J: Yeah. Es wird ein spezielles Konzert. Und auf der DVD wird es natürlich auch Bonusmaterial geben.

Twi: Ich denke, du bist in deinem Leben schon viel getourt. Was waren die schönsten Orte, an denen du da gewesen bist und was sind deine schönsten Erinnerungen?

J: Es ist wirklich schwer, einen Ort über den anderen zu stellen. Aber ein paar sehr lustige Erinnerungen habe ich an dieses Festival in Ostdeutschland. Es heißt „Under the black sun“.

Twi: Oh, ich kenne das.

J: Es ist wirklich SEHR Underground. Und wir waren da zwischen diesem ganzen militärischen Kram. Und es gab kein Licht und so. Es war sehr merkwürdig.

Twi: Ich war niemals da. Ich hab nur davon gehört…

J: Und wir haben dieses Jahr in Kroatien gespielt. Das Festival war wirklich sehr scheußlich. Das ganze Organisationschaos und so. Sie wussten nicht, was sie taten. Es war wirklich verrückt. Aber gut…du weißt…wir machen einfach eine gute Show, jedes Mal wenn wir spielen. 

Twi: Wie waren die Reaktionen der Fans? So wie hier?

J: Ha, sehr gut. Tolle Fans. Weißt du, zwei Bands (Therion und Soulfly) haben abgesagt. Also waren wir die einzige internationale Band, die dort gespielt hat. Und die Fans haben das wirklich genossen. Und der Organisator hat uns nicht das Geld bezahlt, dass er versprochen hatte. Somit geht es niemals nur ums Geld…es geht nur um die Fans.

Twi: Also wenn dich jemand fragt, ob du irgendwo umsonst spielen würdest, würdest du es tun?

J: Das ist natürlich unterschiedlich. Wir spielen nun schon eine lange Zeit. Und wenn wir heutzutage in Deutschland spielen, möchten wir damit schon etwas Geld verdienen. Es ist okay, wenn es uns gut geht…aber wenn wir etwas Geld brauchen, kommen wir hierher.

Twi: Sind einige eurer Instrument gesponsort?

J: Ja, wir haben ein paar Sponsoren. Zum Beispiel haben wir gesponsorte Plektren! Hehe…

Twi: Um auf die Tour zurückzukommen: Hast du Erfahrungen mit merkwürdigen Aktionen der Fans gemacht?

J: Hmm…jaaa…manchmal wird Damenunterwäsche auf die Bühne geschmissen.

Twi: Wirklich?

J: Yeah…hahaha…BH´s und Slips.

Twi: Macht Dich das glücklich?

J: Yeah. Das ist cool. Ich denke, es ist einfach Spaß.  Andererseits ist nichts wirklich merkwürdig, weil die Fans uns oft aushelfen, weißt du. Zum Beispiel gab es einen Fan, der uns in Kroatien zum Festivalgelände gefahren hat, weil der Veranstalter uns nicht aufsammeln konnte. Wir haben eine Menge loyaler Fans, die uns mit irgendwas aushelfen. Und ich denke, das ist cool.

Twi: Themawechsel! Denkst du, es ist richtig, wenn einige Leute eure Musik als „Viking Metal“ bezeichnen?

J: Meiner Meinung nach ist das nicht wirklich richtig, weil Viking Metal mahr an Black Metal orientiert ist. Aber eigentlich kümmere ich mich da nicht drum. Ich würde unsere Musik einfach Death Metal nennen. Nur so.

Twi: Hattest du jemals professionellen Gesangsunterricht oder so?

J: Nein, aber ich sollte vielleicht so etwas wie einen Vocalcoach haben. Weil wir letzten Oktober 17 Tage auf Tour waren, jeden Abend eine eineinhalbstündige Show hatten, und ich jeden Abend ziemlich schnell danach ins Bett gehen musste, ich hatte vielleicht ein Bier nach den letzten zwei Konzerten, ich ging wirklich früh zu Bett, weil ich wirklich Angst hatte, meine Stimme zu verlieren.

Twi: Aber hauptsächlich Alkohol zerstört die Stimme, nicht?

J: Ja, wenn du betrunken bist, kannst du nicht wirklich grölen. Hast du bemerkt? Hehehehe…

Twi: Gibt es irgendwelche schlechten Gewohnheiten, die die anderen Bandmitglieder haben?

J: Oh verdammt…ich weiß nichts darüber! Ich denke, sie haben alle ihre speziellen Dinge. Ted redet viel, und er macht die ganze Zeit Witze. Und das ist ziemlich lustig. Keiner von uns hat wirklich schlechte Angewohnheiten, seit mich das nicht mehr kümmert. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Es gibt wirklich nichts, was mich anpisst, alles was sie tun, denn wir sind alte Freunde. Wir kennen uns. Und nebenbei…weißt du…so was kommt zu Tage, wenn man betrunken ist, aber dann bist du selbst auch betrunken, und du bemerkst es nicht mehr richtig.

Twi: Arbeitet ihr zurzeit an neuem Material?

J: Ja, wir arbeiten am neuen Album. Und hoffentlich ist es uns möglich, es vor dem Sommer nächstes Jahr aufzunehmen.

Twi: Sind schon Songs fertig gestellt?

J: Yeah, es sind zwei Songs fertig. Diese zwei klingen mehr nach „Versus the world“, aber du weißt niemals, wie es sich dann auf dem Album anhören wird. Aber ich denke, wir haben wirklich starkes Material…wirklich gutes Zeug.

Twi: Kümmert es dich, wenn dir Fans zum Beispiel so etwas sagen: „Mach ein Album wie in den alten Zeiten…im alten Stil“ oder „Versuch etwas Neues“?

J: Wir können wirklich nicht so arbeiten. Ich meine, du möchtest immer vorwärts kommen. Aber wir wollen auch sicherstellen, wer wir als Band sind. Aber wir müssen auch frisch sein…wenn wir fünf Alben machen würden, wo sich jedes genau wie das Vorherige anhört, würde sich niemand mehr für uns interessieren. Also heißt es, etwas Neues zu machen und ein paar Schritte vorwärts zu gehen, das ist der Weg. Einige Leute werden es nicht mögen…aber hoffentlich mögen es die MEISTEN Leute und ein paar MEHR Fans kommen noch hinzu. So muss es sein. Du kannst es wirklich nicht jedem Recht machen, deswegen versuchen wir, einfach uns zufrieden zu stellen. Und das machen wir seit den Anfängen. Wir machen die Musik, die wir uns selbst gerne anhören würden.

Twi: Ganz andere Frage: Hattet ihr ein bisschen Zeit, um euch hier in Deutschland Sehenswürdigkeiten anzuschauen?

J: Nein, nein, nein, wir sind einfach angekommen, und ich ging hier ein bisschen Backstage umher und konnte den Weg hinaus nicht finden. Hehehe…

Twi: Vielleicht morgen?

J: Yeah, ich muss in einen Musikladen. Es ist immer so. Keiner von uns hat wirklich die Zeit, sich umzusehen. Es gibt eine Menge Arbeit…

Twi: Das ist schade, weil es in Deutschland eine Menge Sehenswertes gibt…

J: Yeah. Aber letztes Jahr als wir in Paris spielten, haben wir uns den Eifelturm angesehen. Wir spielten in New York und sahen uns das Empire State Building, die Freiheitsstatue und solche Dinge an.

Twi: Okay…oh hmm…die nächste Band hat gerade die Bühne betreten. Ich muss gehen und Fotos machen. Entschuldige. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

J: Ich danke dir, man sieht sich.

(Übersetzung von Wiebke)

Johan (on the right) having fun at Party San 2005:

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