Revenge of Metal 2009

(Bericht: Twilightheart)

Am 26./27. Juni fand in Einhausen das „Revenge of Metal“-Festival statt. Klar, kein normaler Mensch weiß, wo Einhausen liegt ... und dann gibt es auch noch 2 davon. Es war das in Thüringen. Also hieß es mal wieder, Anja besuchen (danke für die Gastfreundschaft... schon wieder... ;-)) und mit allem Anhang zum „Revenge of Metal“ fahren. 
Zwar begann das Festival eigentlich am Freitag, aber da unsereins ja auch noch einen normalen Job hat, entschieden wir uns, erst am Samstag hinzufahren. Riger sollten eh erst am Samstag spielen, das war eigentlich die einzige Info, die mir wichtig war. ;-)
Leider war entweder die Werbung für das Festival ganz schlecht, oder aber es lag einfach an der Abgeschiedenheit der Gegend (bzw. nicht zuletzt daran, dass andere große und kleinere Festivals zeitgleich stattfanden), jedenfalls waren nicht sehr viele Leute da (auf eine Wiederholung im nächsten Jahr braucht man also von Veranstalterseite aus sicher nicht hoffen). Doch gerade durch die wenigen Leute hatte das Festival eine unglaublich familiäre Atmosphäre. Klar, für den Veranstalter und die Bands war es sicher blöd, aber ich genoss es total, den Festivaltag so schön in Ruhe und ohne viele Menschen oder viel Fotograben- Stress zu verbringen. Auch war das Wetter wunderbar und die Location war traumhaft. Ein kleines Festivalgelände inmitten der Natur (na gut, ein Fußballplatz war auch noch in der Nähe). Es passte vom Feeling her einfach alles. 

Bevor es losging, starteten Vrankenvorde und ich den Versuch eines Fotoshoots. Dabei spielten sich „skurrile“ Szenen ab ;-) und an arbeiten war eigentlich nicht zu denken:

   

Man kann das ganze wohl verbuchen unter: „Das Ergebnis ist leider nicht brauchbar, aber wir hatten zumindest viel Spaß“.  :-)  

Der Festivalsamstag wurde von S.A.L.T. eröffnet, einer Metallica-Coverband. Diese hatten (wie alle anderen Bands auch) einen unglaublich guten Sound. Die Band begann wie Metallica auch mit dem Intro „Extasy of gold“ (von Ennio Morricone ...ein Film-Soundtrack vom einem Western), gefolgt von „Creeping Death“ und „For whom the bell tolls“. Natürlich klang die Stimme des Sänger nicht wie die von James Hetfield, aber zumindest robust und solide, so dass er alle Songs korrekt nachsingen konnte. Und zwar so, dass es auch noch gut klang. Dass die Gitarristen bei all den Songs ordentlich zu arbeiten hatten, muss ich sicher nicht erwähnen. Die „Four horsemen“ und das geile „Fade to black“ folgten, sowie „One“ und (natürlich) „Master of puppets“. Die Leute wollten eine Zugabe hören, also gab es auch die, und zwar in Form von „Harvester of sorrow“. Coverbands sind natürlich nicht jedermanns Fall (meiner z.B. nicht), aber als Warm-Up-Band sind sie allemal okay, vor allem, wenn es sich um gute Musiker handelt wie bei S.A.L.T.

Nun war es an der Zeit für Hirschleder, ebenfalls eine Coverband, nur dass hier nicht eine bestimmte Band gecovert wird, sondern durch die Bank weg alles aus dem Metal-Bereich. Da man das Abdecken einer solchen Songbreite stimmlich nicht eben mal aus dem Ärmel schütteln kann, hat die Band quasi 3 Sänger. Davon ist einer der Bassist, und dann noch zwei weitere, die aber kein Instrument spielen. Einer löst den anderen dann irgendwann während der Show ab.
Die Band begann gleich mit dem Vorschlaghammer schlechthin: „Territory“ von Sepultura. Dieser Nackenbrecher brachte natürlich alle Anwesenden dazu, der Bühne ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Da die Band auch noch eine unglaubliche Spielfreude an den Tag gelegt hat und echt viel Hingabe mitgebracht hat, war es wirklich angenehm, ihnen zuzuhören/-schauen. Vor allem die beiden „Vollzeit“-Sänger waren der Hammer. Jeder growlte bzw. röhrte in seiner speziellen Tonlage. Das Metallica-Cover „Seek’n’destroy“ wurde dann als Tibute an S.A.L.T. angekündigt. Hirschleder stellten sich übrigens als die Scherzkekse schlechthin raus. Neben Scherzen über das Alter einiger Bandmitglieder gab es auch so uralte Kamellen wie: „Ich bin hübsch. Sogar die Monitore pfeifen mir schon nach“. Und als ein Fan sich „Immortal“ wünschte, hieß es: „Immortal? Nee, das schaffen wir heute nicht mehr, dafür ist uns die Schminke ausgegangen“, woraufhin es dann erst’mal etwas Manowar gab. Dann war da noch (unter anderem... hab nicht alles erkannt) „Balls to the wall“. Später hieß es leider, dass die Band ihr Set kürzen muss (wegen bereits bestehender Verzögerung). Somit gab es dann (wenn ich mich recht erinnere) nur noch ein Unleashed-Cover. Aber die Band hat für verdammt gute Unterhaltung gesorgt, muss ich mir bei Gelegenheit noch’mal live geben.

Nun hieß es „Brandenburg in Thüringen“ mit Vrankenvorde. Die Jungs erstürmten zum Song „In mir erwacht“ die Bühne. Man muss sagen, dass die Band vom Frontmann lebt. Zwar besteht die Band aus relativ guten Musikern, aber diese sind doch eher in sich gekehrt auf der Bühne, während Vokalist Robse so richtig die Sau rauslässt. Da wird gegrowlt, bis die Halsschlagader beinahe platzt, und der Berserker tobt auf der Bühne wie ein wildes Tier. Weiter ging es mit „Mutter Norden“, „Sturmvogel“, „Fahrt zur Hölle“ und „Fleisches Saat“. Ab und an ließ Fronter Robse ein paar witzig gemeinte Bemerkungen vom Stapel, die allerdings die Thüringer jetzt eher kalt ließen. Doch zumindest war es unverkennbar, dass er ein Original ist, das durch seine lockere Art mit dem Publikum umzugehen dem Gig eine persönliche Note gibt. 
Negativ (neben einigen kleinen Verspielerchen natürlich) muss man anmerken, dass die gesamte Band (da Michael Jackson gerade verstorben war) ein Shirt trug, das einen saudämlichen Anti-Michael-Spruch auf dem Rücken hatte. Man mag persönliche Abneigungen gegen jeden Künstler haben...  aber einen begnadeten Musiker (aus welchem Genre auch immer) kurz nach seinem Tod öffentlich so zu verspotten ist einfach nur kindisch, niveaulos, dumm, unehrenhaft, geschmacklos und einfach völlig daneben. (Sorry Jungs, aber wer austeilt, muss auch einstecken können!)
Die nächsten Songs auf der Setliste waren „Menschenschicksal“ vom gleichnamigen Album, „Urhorn“, „Krieges Ungeheuer“ und „Ascheregen“. Die Band hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Song rausgekürzt (wegen des bekannten leidigen Zeitproblems), nämlich „Living Hell“. Aber da auf Robse’s Anfrage über’s Mikro, ob sie wirklich schon runter sollen von der Bühne, keinerlei Reaktion von den Veranstaltern kam (während einige Fans nach Zugabe riefen), spielten sie kurzerhand noch „Brandenburg“ (der in Thüringen natürlich nicht DIE Wirkung wie in ihrem Heimat-Bundesland hat). Trotzdem wurde auch danach applaudiert, und zwar mehr als bei den Bands zuvor. Insofern kann die Band sich diesen Auftritt als Erfolg verbuchen, wenn auch nur vor wenigen Zuschauern.

Der „kleine“ Tibor, der soeben mit Vrankenvorde auf der Bühne gestanden hatte (und bereits am Vortag einen Gig mit seiner anderen Band Ahnengrab bestritten hatte) hatte den schwersten Job des Tages. Denn er musste nun mit Riger gleich wieder auf die Bühne. Nicola war ausgefallen. Und das ganze nur wenige Tage vor’m Festival. Woher so schnell einen neuen Gitarristen bekommen? Wie gut, wenn die Band befreundete Fans/Musiker hat, die die Riger-Songs so geil finden, dass sie sie selber spielen können ... wie Tibor von Vrankenvorde zum Beispiel, der dann kurzfristig eingesprungen ist. Und man muss ihn loben, er hat verdammt geil gespielt. 

Riger begannen den Gig nach einer kurzen Feuerspuck-Einlage mit einem Song vom neuen Album, „Wenn das Licht uns nimmt“, gleich gefolgt von „Brandschiff“. Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich hatte das Gefühl, dass Frontmann Ingo so richtig motiviert war. Er war unglaublich aggressiv und sang viel reißerischer und wütender als bei den vergangenen Riger-Gigs, die ich in Erinnerung habe. Für mich persönlich war es der bisher geilste Gig des Jahres. Vielleicht gefiel es mir auch, dass nur wirkliche Die-Hard-Fans da waren und sich der Gig anfühlte, als würde er nur für die „Familie“ gespielt werden. Jetzt hatte man auch das Gefühl, dass der Platz ein wenig voll war (über das kleine Festivalgelände standen die Fans schön gleichmäßig verteilt, jeder hatte einige Quadratmeter für sich alleine... Platz, den die meisten auch zum exzessiven Headbangen nutzten). Und es wurde natürlich von allen Seiten bei bestimmten Songs jede einzelne Textzeile mitgegrölt, als wäre es die heimliche Vaterlandshymne. „Des Blutes Stimme“ und „Auf die Ahnen“ gleich hintereinander... die Vollbedienung schlechthin. Danach wurde es etwas weniger heroisch (wenn auch nicht weniger energiegeladen oder leidenschaftlich) mit „Hinter Mauern aus Stein“ und „Ehr im Sieg“.  Es hatte sich wie 5 Minuten angefühlt, aber die gesamte Spielzeit war beinahe schon wieder rum. Zum Glück kam noch ein relativ langer und anspruchsvoller Song hinterher, bei dem die Band noch mal in die Vollen gehen konnte und alle Facetten ihres Könnens zum Besten geben konnten, sowohl spielerisch als auch gesangstechnisch. Dieser letzte Song war „Streyf“ und schon war alles wieder vorbei. 

Purgatory waren dann der zweite Headliner und letzte Act des Abends. Sie schredderten gleich ordentlich los und der Frontmann grunzte, was das Zeug hielt. Die Band ist so routiniert, dass sie sofort von Null auf Hundert gehen können und das Publikum dabei mitreißen. Ein letztes Mal an diesem Abend wurde sowohl auf der Bühne als auch davor satt gebängt. Purgatory waren professionell und authentisch wie immer und rotzten mal eben einen coolen Gig runter. Ein gelungener Abschluss des Festivals!

Zwar hätten wir sofort losgemusst, aber ein schnelles Bierchen mit Ingo von Riger war dann zeitlich doch noch drin. Man trifft sich schließlich nicht alle Tage. 
So vollkommen relaxt war schon lange kein Festival mehr. Eine Ansammlung von 20 Bands hintereinander hätte es hier sowieso nicht gebraucht. Die Idee, nur ein paar ausgewählte Bands spielen zu lassen, die dafür umso mehr Stimmung machen, war eigentlich klasse (nur Zeitpunkt und Anfahrtswege leider unpassend). 
Wirklich zu schade, dass zu wenige Leute dies überhaupt mitbekommen hatten (bzw. erzählte auch ein Girl, dass ja eh gerade Ferien sind in Thüringen und auch deshalb viele anderweitig unterwegs sind). Denn am Preis kann es nicht gelegen haben. Der lag mit 23,- EUR für 2 Tage (oder 13,- für einen) eigentlich weit unter den sonst gängigen Normen. 
Was soll’s. Mir tut es wie gesagt leid für den Veranstalter. Aber aus Fansicht war das Festival einfach angenehm. 

Dank und Gruß an: Anja + Basti, André (S.A.L.T.), Ingo (Riger) und Vrankenvorde!

 

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