Ragnarök Festival 2009

Lichtenfels, 18./19. April 2009

(Bericht: Tanja)

Schon sehr früh überzeugte mich das Ragnarök-Team mit den ersten bestätigten Bands, auch dieses Jahr zur 6ten Auflage des Festivals nach Lichtenfels in die Stadthalle zu kommen. Vom 18. - 19. April stand die ganze Stadt wieder unter dem Stern METAL. Besonders in den Vordergrund stellen möchte ich auch noch die Gastfreundschaft und Toleranz der Lichtenfelser. Ob Pensionswirtin, Bedienung, Leute beim Einkaufen – mir begegneten nur Leute die Freude an uns, den Festivalbesuchern, hatten und einige meinten sogar dass es das Festival ruhig 2,3 mal pro Jahr geben dürfte. Schauplatz für den Untergang der Götter war auch diesmal wieder die Stadthalle welche relativ zentral liegt und gut vom Bahnhof zu erreichen ist und auch die besten Einkaufsmöglichkeiten für hungrige und durstige Metaller bietet. Nach 2 sonnig warmen Wochen in ganz Bayern hing pünktlich zum ersten Festivalwochenende des Jahres ein dunkler Wolkenschleier, welcher der Sonne keine Chance ließ, über Deutschland. Aber auch das regnerische und kalte Wetter konnte unsere Stimmung nicht trüben. 
Freundliches, kompetentes Personal, faire Preise, schöner großer Markt mit einem großen Angebot an Merch - Produkten, gut eingehaltene Running Order, nicht zu lange Wartezeiten an den Bars und am Einlass und eine nette Wikinger-Showeinlage am Nachmittag zählten zu den Pluspunkten. 

Münchner Hauptbahnhof > Fans vor der Abreise zum Ragnarök-Festival:

Zu den Bands:
Finsterforst, die Pagan-Metaller aus Baden, Adorned Brood und Kivimetsän Druidi konnte ich leider nicht sehen da ich dafür zu spät dran war. Womit ich schon bei meiner nächsten Anregung für 2010 wäre. Die erste Band bereits um 14 Uhr spielen zu lassen bedeutet für viele die nicht gerade schon sehr früh Feierabend haben bzw. sich Urlaub nehmen können jede Menge Stress. Fand das sehr schade, denn Kivimetsän Druidi hätte ich sehr gerne gehört. 

Zu Alestorm schaffte ich es gerade noch rechtzeitig in die bereits gut gefüllte Halle. Nachdem Sie Ihren Auftritt am letztjährigen Ragnarök absagen mussten war ich sehr erfreut Sie auch dieses Jahr in dem hochkarätigen Billing zu entdecken. Meine Vorfreude auf die erst 2004 unter dem Namen Battleheart in Perth, Schottland gegründete Band war groß, denn das Album „Captain Morgan`s Revenge“ (2008) und die 2009 erschienene EP „Leviathan“ versprachen viel. Und auch auf der Bühne konnten Sie mich vollkommen überzeugen. Zum Einstieg ging es gleich mit „Over the Seas“ los. Man merkte bereits nach wenigen Minuten, dass die Jungs alles andere als Anfänger waren und Sie trotz Ihrer noch sehr jungen Jahre technisch einiges auf dem Kasten haben. Auch an Ihrer Performence und Bühnentauglichkeit gibt es nichts zu meckern. Es machte einfach nur Spaß, den schottischen Piraten beim entern der Bühne zuzusehen und Ihrem „True Scottish Pirate Metal“ wie sie selbst Ihren Stil beschreiben zu lauschen und mitzugrölen. 

Weiter ging es mit Heidevolk, der niederländischen Folkmetal-Band Nr. 1. Das besondere an Ihrer Musik ist nicht nur der zweistimmige klare Männergesang sondern auch die Texte in Ihrer Landessprache. Sie beschäftigen sich, wie soll es auch anders sein, natürlich mit der Kultur und der Geschichte Gelderlands, einer im Osten der Niederlande gelegenen Provinz. Selten habe ich eine Band mit einer derartigen Energie und Ausstrahlung auf der Bühne erlebt. Durch den Einsatz von Flöten, Geige und Horn fühlte man sich schnell in eine längst vergangene Zeit zurück versetzt. Epische Lieder wie „Het Gelders Volkslied“ oder „Saksenland“ regten die Fans zum mitsingen an und die Stimmung war von Anfang an sehr gut. Als dann auch noch die Jungs von Alestorm mit auf die Bühne kamen und Arm in Arm mit Heidevolk eine gelungene Party feierten war die Stimmung nicht mehr zu toppen und es waren selbst die letzten angewurzelten Gestalten vor der Bühne in Schunkel – Laune. 

Die Zeit der Umbaupause nutzte ein mutiger oder auch übermütiger junger Mann (Ansichtssache) und machte seiner ebenfalls noch sehr jungen holden Maid einen Heiratsantrag vor versammelter Meute. Diese nahm natürlich an, und nach diesem Happy End war es an der Zeit für Wolfchant, eine niederbayerische Band. Ich hatte sie bereits auf anderen Konzerten erlebt und ging mit gewissen Vorurteilen an diesen Auftritt ran und wurde auch am Ragnarök nur in meiner Meinung bestärkt. Zwar begann der Auftritt mit einem Intro aus Orchester und Piano, dennoch fand ich dass alles etwas einfallslos und langatmig war. Alles ein wenig abwechslungsarm, erinnert (vom Gesang abgesehen) viel zu sehr an Kromlek. Dennoch animierten sie das Publikum ohne Probleme zum Headbangen und den Beifallsstürmen zwischen den Songs entnahm ich, dass wohl eine Vielzahl an Besuchern nicht meine Meinung teilten. 

Mit Týr ging es aber gleich (nach einem auffällig langem Line-Check) wieder nach meinem Geschmack weiter. Schon oft gehört – nie gelangweilt. Auch bei diesem Auftritt wurde ich nicht enttäuscht. Ihre Musik, eine Mischung aus Heavy Metal, färoeischen Folkballaden und progressiven Einflüssen zieht mich bei jedem Auftritt neu in Ihren Bann, was nicht zuletzt an den tollen cleanen Vocals von Sänger und Bandgründer Heri Joensen liegt. Nicht nur als Sänger macht er eine gute Figur. Sein Talent mit den Fans umzugehen ist immer wieder erstaunlich. Das beherrscht kein Zweiter so gut wie er. Und so war es kein Wunder, dass nach einer kurzen Aufforderung die Hände des Publikums in der kompletten Halle nach oben wanderten. Die Stimmung war grandios und es war toll wie auch schon bei Ihrem letzten Gig einige ältere Songs zu hören. Beim Sound gab es einige Probleme mit den Mikros, welche aber auch nach kurzer Zeit behoben waren, und dafür entschädigte der wirklich gute Gitarrensound. 

Mit den Österreichern Dornenreich folgten Klänge in einem ganz anderem Stil . Allerdings ohne mich. Hatte in der Pause einige alte Bekannte getroffen und mich festgequatscht! Das was ich hörte war beeindruckend und professionell wie eh und je! Dornenreich eben. Eröffnet wurde Ihre Setliste mit „Trauerbrandung“. 

Nach einer Stunde voll ruhigerer akustischer Klänge begannen Korpiklaani gegen 22:00 die Stimmung weiter anzuheizen. Der finnische Klan des Waldes versteht es mit seinem Folk Metal, die eh schon begeisterte Menge zum toben zu bringen. Eingängige Melodien, Geige und Akkordeon, Texte über die Mythologie und die Natur und natürlich die charakteristische Stimme von Sänger Jonne zeichnen die 6 Finnen aus. Während des Auftritts schien es einige Probleme auf Seiten der Soundtechniker zu geben, die sich scheinbar uneinig über die passende Lautstärke waren. Ansonsten war es ein wirklich gelungener Auftritt.

Nach Finnland waren jetzt die Nachbarn aus Schweden an der Reihe. Månegarm, ehemals „Antikrist“, boten eine 45- minütige unterhaltsame Show welche angesichts der schon fortgeschrittenen Stunde nicht mehr so gut besucht war. 

Die Müdigkeit und die Folgen der doch relativ langen Anreise trieben mich noch vor Falchion (Finnland) zurück in unsere Pension. 

Der Samstag begann wie der Freitag endete. Bewölkt und verregnet. Irrbloss, Yggdrassil und Alkonost fielen meinem tiefen Schlaf zum Opfer.

Pünktlich zu Andras war ich dann wieder in der Halle um Tag 2 des Weltunterganges nicht zu verpassen. Mit der Bandgründung im Jahre 1994 gehören Andras aus Sachsen wohl zu den Urgesteinen aus diesem Genre. Überrascht war ich dann, auch eher ältere Sachen aus dem Black- Metal- Bereich auf die Ohren zu bekommen. Ich kannte nur die neueren Sachen und war dank unzureichender Recherche vor dem Konzert reichlich überrascht. Dennoch positiv. Die raue Stimme, die sehr tiefen Growls, die melodiösen Parts. All das weiß zu gefallen. Die Zugabe war dann wohl eine völlige Überraschung, auch für eingefleischte Fans. Da gab es nämlich „Heavy Metal Break Down“ von Grave Digger zu hören. Nach diesem doch überraschenden Abschluss verließen die Jungs die Bühne. 

Fejd... eine mir bis dahin unbekannte Band was Konzerte angeht...  so war ich wirklich gespannt und voller Erwartung, denn das was ich nach dem aktuellen Album „Storm“ von den Schweden erwartete war wirklich Großes. Und das wurde mir auch geboten. Fejd verstehen es wie sonst niemand, Mittelalter- Metal und Pagan zu verbinden. Dies geschieht bei Ihnen auf eine sehr faszinierende und spannende Art und Weise, was Ihr Album für mich zu einem echten Kunstwerk macht. Da kommt kein Gefühl von Langeweile oder Eintönigkeit auf. Auch auf der Bühne verstehen sie das technisch und gefühlvoll perfekt umzusetzen . Die Stimme des Sängers und die Liebe zum Detail die man in jeder Sekunde hört, machen diese Band in dem großen Wirrwar dieses Genres so einzigartig! DIE absolute Live-Entdeckung am Ragnarök 09! Ein absoluter Genuß!

Während Cor Scorpil und Metsatöll gönnte ich mir ein, zwei Bierchen an der Bar.

Den Abend des Samstages leuteten Fjoergyn aus Thüringen mit 45 Minuten epischer, meist langsamer Mischung aus Black, Folk, Pagan und ein wenig Death-Metal ein. Dies war der bisher 3te Auftritt den ich von den Jungs sah und ich muss sagen, sie werden und werden einfach nicht langweilig. Schon gar nicht mit dem neuen Material, dass es endlich zu hören gab. Der Objektivität halber muss ich leider auch dazu sagen, dass Fjoergyn meiner bescheidenen Meinung nach keine allzu gute Live-Band sind. Das liegt vielleicht auch an der Art von Musik und dass diese vielleicht nicht so recht in eine überfüllte Konzerthalle passen mag. Dazu kommt, dass hin und wieder einige Übergänge wirklich versaut waren. Entweder fehlt die Spielpraxis auf Konzerten oder aber sie wären eine bessere Studioband. Aber wer die Musik und die Band mag, seine hohen Ansprüche durch die genialen Aufnahmen etwas runter schraubt, wird auch bei Ihren Liveauftritten Freude haben. 

Weiter ging es mit einer sehr leicht in eine der leidigen Schubladen zu steckende Band. Dark Fortress – der Inbegriff für Black Metal aus Deutschland, genauer gesagt Landshut. Nachdem ich sie schon 2 mal gesehen habe und Ihre Musik meinen Geschmack nicht trifft, hörte ich mir den Gig während einer Rauchpause von draußen an. 

Melechesh, ein echter Exot auf dem Ragnarök.... die Mischung aus Black/Death/Thrash-Elementen mit orientalisch angehauchten Trommelrhythmen und Gitarrenriffs ist wirklich extravagant. Die Zeit Ihres Gigs verflog viel zu schnell, ich als Melechesh-Neuling war die ganze Zeit damit beschäftigt so viele neue musikalische Einflüsse zu verarbeiten. Grandiose Musiker, grandioser Auftritt!

Meinen Ohren war keine Pause erlaubt, denn nach einer relativ kurzen Umbaupause ging es mit Thyrfing aus Schweden weiter. Und die wollte ich auf keinen Fall verpassen. Ihr Auftritt war von symphonisch geprägtem Pagan-/Death-Metal durchzogen. Relativ einfache, langsame und eingängige Melodien, eine kraftvolle Stimme und schon ist das Gesamtpaket perfekt. 

Jetzt war es an der Zeit für Einherjer. Besser gesagt es wäre an der Zeit gewesen. Nach einer gefühlten Ewigkeit Umbaupause und Line-Check ging es dann endlich los. Schon während des Checks war die krasse Lautstärke bzw. der sehr laute Bass-Sound nicht zu überhören. Gutgläubig war ich der Meinung, dies würde sich zu Beginn des Konzertes normalisieren. Nach dem ersten Song merkte ich, dass dem nicht so war. Das alles war viel zu laut und zu basslastig. Demnach kann ich auch nicht viel dazu sagen. Ich verließ nach sehr lang erscheinenden 15 Minuten die Halle. 

Für Draugnim und Sarkom war ich dann viel zu platt und auch zu uninteressiert!

An der Organisation gab es nicht viel zu meckern. Der Hauptkritikpunkt meinerseits zum letzten Jahr, die heillos überfüllte Halle, hatten die Veranstalter erneut nicht gut in den Griff bekommen. Ich weiß nicht ob die Karten limitiert waren oder nicht.... Es war wieder überfüllt und auch zu wenig Parkplätze waren vorhanden. 

Etwas störend empfand ich dass keinerlei Möglichkeiten geschaffen wurden um sich auch bei Regen im Freien aufzuhalten. Letztes Jahr waren wenigstens einige große Sonnenschirme aufgestellt, welche für die rauchende Bevölkerung ideal waren. Dieses Jahr gab es in diese Richtung nichts und das war einfach ungemütlich. Ich kann mir nicht vorstellen dass es so ein großer Aufwand wäre, 2 Pavillons mit ein paar Biertischen (oder auch ohne) vor die Halle zu stellen. 

Bandtechnisch war es trotzdem alles in allem ein gelungener Auftakt in den Festivalsommer 2009.

 

 

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