Arcturus / Red Harvest, München „Backstage“ 11. Oktober 2005

(Bericht: Twilightheart)

Offizieller Norwegen-Tag in München! Gleich 2 Bands aus dem schönen Skandinavien starteten München am 11. Oktober einen Besuch ab, um die Metal-Fans mit ihrer Musik zu verzaubern! Und als Headliner niemand geringeres als Arcturus, die ja durch buntes Zusammenwürfeln aller möglichen Ex-Band-Mitglieder norwegischer Bands bekannt wurden. So haben sie nicht nur ein Ex-Ulver-Member und den allseits bekannten Drummer Hellhammer an Bord, sondern natürlich auch den berüchtigten Vortex, den manche noch von Borknagar kennen sollten. Und einen solchen Musiker wollte ich natürlich keineswegs verpassen.
Aber mal von vorne. Da der Gig an einem Dienstag war, wunderte es mich natürlich nicht, dass nur ca. 70 Fans da waren (oder eventuell waren es mehr, ich kann nicht gut schätzen). Ausserdem ist der Club (new „Backstage“) kompliziert zu erreichen, wenn man kein Auto hat (das alte Backstage im Kunstpark war mir da tausendmal lieber). An einem Wochenende wären es sicher etliche Besucher mehr gewesen.

Nun ja. Einen lokalen Opener gab es nicht, sondern die Norweger „Red Harvest“ erklommen punkt 21 Uhr als erste Band die Bühne und legten gleich mit „Omnipotent“ voll los.

Am Anfang war die Fläche vor der kleinen Eck-Bühne (auf welcher schon Thyrfing spielten 2003) natürlich wieder so was von leer. Da kaum jemand die Band je live spielen gesehen hat, mussten die Herren das wählerische Münchner Publikum natürlich erst einmal überzeugen. Und es waren diesmal die Frauen, die den ersten Schritt machten und weiter vor zur Bühne gingen, um den Haarschopf zu schütteln.
Die Musikrichtung von Red Harvest war so eine Mischung aus schwerem Thrash und Industrial-Metal. Also eigentlich nicht mein persönlicher Geschmack, aber trotzdem wurde es mir nicht langweilig zuzuhören, denn die Musik hat schon einige Passagen, die mir gefielen, vor allem die wirklich schweren Bass-lastigen Zwischenspiele.

Die Band selber zeigte vollen Einsatz von der ersten bis zur letzten Sekunde... und so kamen nach ein paar weiteren Songs („Fall of fate“, „Mekanizm“, „Godtech“, „Cybernaut“) auch ein paar mehr Fans vor die Bühne, bzw. gab es sogar 2 oder 3, die so in`s Headbängen versunken waren, als gäb`s nichts besseres als diese Band auf der Welt.
Der Sänger, der beim Singen zuweilen ein ziemlich grimmes Gesicht zeigte, hat mit viel Power seinen Text gekrächzt, während der Gitarrist immer schön mit dem Gesicht über`m Ventilator (der auf dem Bühnenboden stand) verweilte, so dass er durch die fliegenden Haare ein tolles Foto-Motiv abgab. Es folgten Tracks wie „Absolut Dunkelheit“, „Junk-o-rama“, „IPP“ und „Cold dark matter“ und ich muss sagen, dass Teile einiger Songs doch schon SEHR cybermässig klangen von Zeit zu Zeit. Nicht jedermann`s Fall...
Es folgten noch „Beyond the end“ und „Roland Rokk“ und dann war der Gig auch schon vorbei. Hier noch ein paar Fotos davon:

 

Und nach einer etwas längeren Umbaupause ging es endlich weiter mit den Norwegern von “Arcturus”. Ihr glaubt nicht, wie schnell es plötzlich proppevoll war vor der Bühne, als um 22:30 Uhr die ersten Takte erklangen!
Wie schon gesagt, ist die Band ja bunt zusammengewürfelt, da sind Musiker aus allen Richtungen des Metal mit von der Partie... und genau diese Vielfalt spiegelte sich auch in den völlig verschiedenen Outfits wieder. So hatte Sverd am Keyboard normales Corpse-Paint aufgetragen, während Sänger Vortex (welcher übrigens ein baumlanger, unglaublich beeindruckend großer Kerl ist) fast wie ein mittelalterlicher Bauer gekleidet war. Er hatte zwar auch eine Maske bei sich, behielt diese aber im Haar. Dagegen behielt Bassist Hugh Mingay seine Maske die ganze Zeit über vor`m Gesicht. Ich kann nicht sagen, ob mich seine „Verkleidung“ eher an einen Henker in Schwarz, oder an die Outfits in „Eyes wide shut“ erinnerten. Jedenfalls war die ganze Mannschaft eine sehr aufsehenerregende Erscheinung. Hellhammer am Schlagzeug (der natürlich während des Gigs eine präzise Meisterleistung ablieferte) trug ebenfalls eine Maske, und Knut an der Gitarre hielt es eher mit bunter Kleidung und clownsähnlicher Gesichtsbemalung. Am beeindruckendsten sah natürlich wiedermal „Tore“ an der ersten Gitarre aus. Er hatte ebenfalls CorpsePaint aufgetragen, kam aber zu Anfang in einem schwarzen Mantel auf die Bühne und hatte die Kapuze tief in`s Gesicht gezogen. Dank der Tatsache, dass es natürlich sehr schnell heiss wird auf der Bühne, warf er den Mantel aber nach ca. 2 Song ab.

Los ging es mit „Ad Absurdum“, „Nightmare Heaven“, „Alone“, „Deception Genesis“ und „Chaos Path“, welches von einem wunderschönen hingebungsvollen Gitarrensolo von Tore gekrönt wurde, bei welchem man sich so richtig schön von der Melancholie hinreissen lassen und ein wenig tagträumen konnte.
Wer die Musik von Arcturus kennt, weiss ja, dass sich hier auch etliche Stile vermischen, die sich dann zu einem Ganzen fügen, was in keinerlei Schublade mehr passt. Es ist eben kein Black Metal mehr (wie zu den Anfängen der Band) und auch kein Power-, Thrash-, Melodic-Metal oder ähnliches. Sondern man muss dieser Art des Zusammenspiels verschiedener Stile und Stimmungen eigentlich eine eigene Bezeichnung geben. „Metal Archives“ nennt es „Avant-Garde“ und ich finde, das trifft es ziemlich gut. Eben wirklich etwas ganz eigenständiges.

Es ging weiter mit „Deamonpainter“, „Nocturnal vision revisited“, „Painting my horror“ und „Hufsa“.
Vortex verbrachte fast mehr Zeit auf den Knien als auf den Beinen. (Nein, es war nicht so, dass er sich wegen seinen sicher mehr als 2 Metern Körpergrösse ducken musste auf der kleinen Bühne, obwohl es fast so aussah, als wölle er seinen Bandkollegen auf gleicher Höhe nahe sein ;-)... sondern vielmehr war es so, dass sein schmachtendes Singen auf Knien (sowie seine lebhafte Gestik) noch viel mehr die Hingabe unterstrich, mit welcher er am Werk war.

Als Zugaben, ohne die das Publikum natürlich nicht zufrieden gewesen wäre, gab es noch „Master of disguise“ (diesmal durfte Knut das 2-Minuten- Gitarrensolo zaubern), „White noise Monster“ + „Reflections“ und „Raut & svart“. Als Fazit kann man nur sagen, dass es sich sicherlich lohnt, diese Band einmal live gesehen zu haben, sowohl visuell als auch musikalisch. Denn die haben wirklich richtig was hergemacht und den anwesendes ca. 70 Münchnern einen richtig guten Abend beschert.
Und hier das letzte Foto (von Tore) für die, die dabei waren, als Erinnerung:

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